Ein kleiner Genetik-Kurs...
... ist notwendig, um zu verstehen, wie sich diese erblich bedingte Krankheit in der Cavalier-Population ausbreitet.
Jede Körperzelle trägt das gesamte von den Eltern und damit auch von den weiteren Vorfahren übernommene Genmaterial in sich.
Weitergegeben werden die Erbinformationen an die Nachkommen von den Geschlechtszellen, Eizelle und Samenzelle. Erbinformationen sind in jeder Zelle auf den Chromosomen angeordnet. In den Körperzellen sind sie immer doppelt (diploider Chromosomensatz). Durch Reduktionsteilung ist in den Geschlechtszellen dann nur ein einfacher Chromosomensatz (haploid). Haploide Chromosomensätze von Vater (Samenzelle) und Mutter (Eizelle) verschmelzen und aus der befruchteten Eizelle (jetzt mit doppeltem Chromosomensatz) entwickelt sich das neue Lebewesen. So erhalten die Nachkommen Erbinformationen jeweils von Vater und Mutter. Dabei entscheidet der Zufall, welches Gen vom Vater und welches von der Mutter ist.
Vielleicht sind Euch aus der Farbvererbung der Cavaliere die Begriffe rezessive und dominante Gene bekannt, Das dominante Gen unterdrückt das rezessive Gen, wenn beide am gleichen Ort sind und setzt sich im Erscheinungsbild (Phänotyp)durch. (Schwarz ist dominant über rot, deshalb haben ruby und blenheim immer nur rote Gene) Gene, die Erbfehler tragen, verhalten sich fast immer rezessiv gegenüber dem gesunden Gen. Der Erbfehler kann nur zu Tage treten, wenn das Lebewesen von Vater und Mutter das rezessive kranke Gen bekommt, es also doppelt auftritt. (Wieder der Vergleich mit der Farbe: das rezessive rote Gen tritt nur in Erscheinung, wenn es doppelt auftritt. Mischt schwarz mit, sind die Cavaliere black and tan oder tricolour) Zeigt ein Tier Krankheitssymptome, ist SM-krank, egal ob leicht oder schwer, so wird es als Merkmalsträger dieser Krankheit bezeichnet. Das rezessive Gen tritt doppelt auf. Merkmalsträger können daher nur rezessive kranke Gene an ihre Nachkommen weiterreichen.
Trägt ein Tier ein rezessives krankes Gen und ein dominantes gesundes Gen in seinem Erbgut, so erscheint es gesund, ist aber Anlagenträger für die entsprechende Erbkrankheit. Anlagenträger sind gesund, tragen aber die Krankheit in ihrem Erbgut weiter zu den nächsten Generationen. Sie geben einem Teil ihrer Nachkommen rezessive kranke Gene mit und einem Teil dominante gesunde Gene.
Daraus können wir ableiten: Die Eltern eines Merkmalträgers sind beide Anlagenträger, denn nur wenn 2 die Krankheit tragende Gene zusammentreffen, also von Vater und Mutter, tritt die Krankheit in Erscheinung. Sämtliche Nachkommen eines Merkmalsträgers wiederum sind mindestens Anlagenträger.
Welche Verpaarungen ergeben welche Nachkommen: Verpaare ich zwei erbgesunde Tiere miteinander, so sind auch alle Nachkommen gesund(100%). Verpaare ich ein erbgesundes Tier mit einem Anlagenträger, so sind alle Nachkommen gesund, ein Teil der Nachkommenschaft trägt aber das rezessive Gen des Anlagenträger-Elternteils weiter. Es sind in so einem Wurf also erbgesunde Welpen (75%) und Anlagenträger (25%). Verpaare ich Anlagenträger mit Anlagenträger, so bekommen einige Nachkommen von den Eltern die jeweiligen gesunden Gene, sind selbst also gesund und erbgesund. Einige Nachkommen bekommen ein gesundes Gen und ein krankes Gen, sie sind selbst gesund, aber nicht erbgesund, da sie ein rezessives, krankes Gen an ihre Nachkommen weiter geben werden. Der Nachkomme, der von Vater und Mutter das kranke Gen mitbekommt, ist selbst krank und gibt nur kranke Gene weiter.
Im Wurf liegen also erbgesunde Welpen (25%), Anlagenträger (50%) und kranke Welpen (25%). Verpaare ich Merkmalsträger miteinander, so ist die Nachzucht krank (100%) Da der Zufall entscheidet, welche Samenzelle auf welche Eizelle trifft, gelten prozentuale Angaben nur für eine große Summe von Tieren.
Zur Vereinfachung des Erläuterns habe ich nur von einem Gen als verantwortlich für den Erbgang gesprochen. Bei fast allen Erbkrankheiten sind jedoch mehrere Gene an der Ausbildung der Krankheit beteiligt, wir sprechen von polygenen Erbgängen. Dies erschwert das Verständnis für die Erbvorgänge, mir kommt es darauf an, Euch das Grundprinzip verständlich zu machen.
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