Cavaliere von A - Z

Episodic-falling-Syndrom (EF)

Im veterinärmedizinischen Fachbuch Nieman/Suter „Klinik der Hundekrankheiten“ finden sich in dem Kapitel Muskelkrämpfe einige wenige Angaben zu „Episodischem Fallen der Cavalier King Charles Spaniel“. Die Krankheit scheint rassespezifisch zu sein und ist dem Schottenkrampf der Shottish Terrier sehr ähnlich.
Diese außerordentlich seltene Krankheit wollen wir hier erwähnen, da sie so unbekannt ist, dass die Besitzer betroffener Cavaliere meist eine Odyssee von Tierarzt zu Tierarzt hinter sich haben, bis endlich eine Diagnose gestellt wird. Ähnliches berichten Besitzer von an Syringomyelie erkrankten Cavalieren. Fassen Sie daher diese Informationen als Hilfestellung für die Betroffenen auf und als Informationsmöglichkeit für Züchter.
Episodic können wir übersetzen mit flüchtig, vorübergehend, eben nur eine Episode. Aber doch eine schlimm mit an zusehende Episode. Die Episoden werden ausgelöst durch Anstrengungen, Stress (positivem und negativem), Hitze.
Es kommt zu anfallartigen Bewegungsstörungen, Muskelverkrampfungen. Die Ursache ist wahrscheinlich neurologisch bedingt, man vermutet eine Serotonintransmitterstörung (Störung der Übertragung von Informationen vom Gehirn zum Erfolgsorgan)
Symtome:
Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Die betroffenen Cavaliere verlieren während der Episode die Kontrolle über ihren Körper bei ungetrübtem Bewußtsein. Starrer Gang oder auch sehr typisch der hoppelnde Gang (kaninchenartig), plötzliches „Einfrieren“ aus der Bewegung heraus, Zusammenbrechen, Muskelzuckungen. Die Hunde liegen auf der Seite oder fallen auch auf den Kopf. Die Hintergliedmaßen können über dem Kopf zusammen geschlagen sein. Klagelaute werden gehört, aber seltener. Nach einer Episode erholen sich die Hunde im Allgemeinen schnell.
Die Episoden sollte man nicht verwechseln mit Epilepsie (geht mit Bewusstseinsstörung einher) oder Synkopen, Präsynkopen, die bei Herzinsuffizienz auftreten können.
Diese ausführlichen Symptombeschreibungen finden sich nicht in Fachbüchern, sondern sind Aussagen von Cavalier-Züchtern, die sich seit vielen Jahren bemühen, über diese seltene Krankheit zu informieren. 1960 wurden sie erstmals beschrieben.

Aktuelle Forschung betreibt Dr. Penderis, England. Er bemüht sich, das Vererbungsschema zu ermitteln und arbeitet an einem DNA-Test. Daher ist er sehr an Blutproben betroffener Cavaliere und deren gesund erscheinenden Verwandten interessiert.
Kontakt j.penderis@vet.gla.ac.uk

Unter http://www.episodicfalling.com könnt Ihr 4 engagierte Cavalierzüchterinnen kennen lernen, die sich seit Jahrzehnten bemühen, über die Erkrankung zu informieren. Mir imponieren besonders die Leistungen von Barbara Reese, England, und Christa Krey, Neuseeland.
Barbara Reeses Hündin Gracie hatte 1978 im Alter von 14 Wochen eine Episode. Gründliche Untersuchungen ergaben keinen Aufschluss über die Ursache der Episode. Ihr Tierarzt riet zu absoluter Ruhigstellung über Wochen. Gracie schien absolut gesund und wurde daher in der Zucht eingesetzt. Mit 3 Jahren bekam sie einen Wurf, 6 Welpen. Und die Krankheit trat wieder auf, die Episoden mehrten sich bis sie schließlich mit 5 Jahren eingeschläfert werden musste. Barbara ließ alle Cavaliere dieses Wurfes kastrieren, um die, wie sie vermutete, erblich bedingte unbekannte Krankheit nicht weiter zu tragen. All diese Cavaliere blieben von EF verschont. Information über EF und Kampf gegen EF wurde seither zu ihrem Lebenswerk. http://www.tambrocavaliers.co.uk
Christa Krey, Neuseeland, züchtet seit über 30 Jahren Cavaliere. 10 Jahre hat sie sich in einem Zuchtprogramm, von Wissenschaftlern begleitet, bemüht, die Art der Vererbung zu ermitteln.
Dass die vier Cavalierzüchterinnen zu einander fanden und nun gemeinsam dazu beitragen, dass wir über Episodic falling informiert werden, verdanken wir auch der modernen und schnellen Informationsübermittlung durch das Internet.

Behandlung:
Behandlungsmöglichkeiten sind nach einer Studie von Penderis äußerst begrenzt.
Wie bei Syringomyelie wird zu Diazepam geraten, seit 2003 auch mit Clonazepam.
Die Zahl der Episoden sollen sich verringern. Berichtet wird von einem Cavalier, der 25 – 30 Episoden pro Woche hatte, nach Gabe von Clonazepam nur noch 2 -3 pro Monat. Es sind auch Fälle bekannt, dass Patienten klinisch wieder völlig normal reagierten, wie es ja auch Barbara Reese von Gracie beschreibt, bis zu deren Trächtigkeit.
Da Stress als Auslöser für Episoden bekannt ist, sollte mit erkrankten Cavalieren ruhig und stressarm umgegangen werden.

Cavaliere, die an Episodic falling erkrankt sind, sollten, auch wenn man sich an den englischen Tierarzt J. Peneris wendet, unbedingt den Zuchtbuchämtern und den Züchtern des betreffenden Cavaliers gemeldet werden, damit diesen die Merkmalsträger dieser Krankheit bekannt werden. Wir können diese Krankheit zum jetzigen Zeitpunkt nur dadurch bekämpfen,
dass wir Merkmalsträger von der Zucht ausschließen und deren Eltern, also Anlagenträger nicht mit anderen uns bekannten Anlageträgern paaren.
Monika Lauritsen